Wotans Heer, die «Wilde Jagd» & die «Weih-Nächte»
- Eddy Hauser
- 20. Dez. 2024
- 9 Min. Lesezeit
Vorwort:
Ich möchte euch nicht nur einfach Mythen oder Sagen erzählen, die wahrscheinlich schon viel gesagt und gehört wurden. Unabhängig, welche Götternamen in welchem Teil von Europa zu den Jahreskreisfesten unserer Ahnen gerufen und geehrt wurden, durch das Wissen unserer Geschichte, der Verbundenheit zu unseren Ahnen, den Glauben an die Kraft der Natur und ihre Gaben, - es ist der Ursprung von Allem, was uns verbindet!
Daher nenne ich den Gott der tausend Namen hier «Wodan», statt Odin/Fjölnir/Fimbultyr/Harbardr/Grimnir, ect.
Ich möchte euch einen Einblick in den Ur-sprung des Jahreskreisfestes «Jul» geben. Und obwohl es heute verschiedene «Interpretationen» und Bräuche gibt, wie man die Weihnächte feiert, sollten die alten Sagen und Geschichten wie die Weih-Nächte entstanden sind, auch gehört haben.
Die Tatsache ist nicht zu übersehen, dass der «Ursprung und die Symbolik» des Festes mit den Sagen fest verankert ist, doch völlig neu interpretiert wurde.
Die in Mittel- und Nordeuropa verbreitete Sage von einem nächtlichen Geisterzug, der mit furchtbarem Getöse, mit schallenden Hörnern durch die Lüfte fegt, und aus männlichen und weiblichen Gestalten, wie auch Kindern besteht, ist uralt und hängt mit dem Heidentum auf’s Engste zusammen. Daher der germanische Ursprung des Namens; «Wuethendes Heer, oder auf Süddeutsch «Muotes Heer», was auf «Wodan’s Heer» hinweist.
In der Rolle als germanischer Göttervater und Gott der Schamanen, führt Wodan seine Kriegertruppen auch Heerscharen von wilden Tieren mit, die ihm auf seinem galoppierenden, achtbeinigem Pferd Sleipnir folgen, wenn er durch die neun Welten reitet, begleitet von Vogelgekrächzte, Wolfshundegeheul, Schweinegekreische und Pferdegewieher, begleitet von den peitschenden Winterstürmen.
Tiere sind in der germanischen Kultur ein wichtiger Bestandteil im naturnahen Verständnis.
Die wilde Jagd (Wildes Heer, Wütendes Heer, Wuotes Heer) erscheint zur Zeit der Wintersonnenwende, wenn der Wintersturm beisst und der Nebel durch die Wälder zieht, da holt sich das Heer die Unehrenhaften und die Geister treiben ihr Unwesen am dunkelsten und kürzesten Tag des Jahres, wenn Sonne und Mond sich ausgleichen und die Zeit stillsteht, in der 1. Nacht der «Zwölfen», der 12 Raunähnächte.
Es heisst, dass zu dieser Zeit die Toten umgehen und die Ahnen den Tribut fordern; die Grenze zwischen Midgard und der Anderswelt durchlässig ist. Traditionell wird jede Nacht mit Waldweihrauch geräuchert, um das «wilde Heer» zu besänftigen. Daher heissen die Nächte auch die Weih-Nächte. Man kennt Wotan und seine «Wilde Jagd», mit seinem ebenso bekannten Jagdruf, «Ho, ho, ho!»
Yule wird von vielen Heiden auf der Nordhalbkugel am 21. Dezember gefeiert, am Tag der Wintersonnenwende. Für die Heiden markiert er den kürzesten Tag des Jahres und das Ende des Abstiegs in die Dunkelheit. Somit die Rückkehr des Lichts, der Sonne, des Lebens in der Natur, und die Tage werden wieder länger und wärmer.
Das Weihnachten war ursprünglich, - also vor der Christianisierung und der Verschmelzung der Kulturen, - ein schamanisches Ritual, was sehr wahrscheinlich ist. Man denke an den bärtigen Mann, der auf seinem Rentierschlitten, vom Nordpol her durch die Lüfte fliegt. Von dort, wo auch der Schamanismus her ist, hoch im Norden, dort bei den Sami und ihren heiligen Rentieren.
Ebenso verhält es sich auch beim «Weihnachtsbaum», dem Tannenbaum, der ursprünglich zu dieser Zeit, den immergrünen Weltenbaum darstellt, unter dem ein Geschenk der Götter wächst, dem «Amanita Muscara». Der leuchtende psychoaktiven Pilz in seinem rot-weissem Gewand, der unter Tannen wächst und die «Suchenden» zu einer Reise einlädt.
Nicht nur wird der Fliegenpilz von den sibirischen Schamanen als Induktion der Trance verwendet, so war er ebenso ein Ekstasemittel der Germanen. Sogar einer volkstümlicher Überlieferung zufolge, wachsen die Fliegenpilze überall dort wo der Geifer von Sleipnir, dem achtbeinigen Pferd Wotans, wärend der Wilden Jagd runtertropft.
Dass die «Wilde Jagd» religionsgeschichtlich uralt ist, und der Ursprung in der germanischen Antike liegt, wird im Sinngehalt jedoch oft diskutiert.
Meines Erachtens ist die Wahrscheinlichkeit, dass die «Wilde Fahrt» einen uralten schamanischen rituellen Hintergrund entsprungen ist, ziemlich klar, denn durch die Verwandlung in Trance, zum Gefolge des Toten- und Ekstase Gottes Odin/Wotan zu werden und einen tanzenden und lärmenden Umzug darzustellen, ist auch heute noch erkennbar!
Warum aber hat der Niklaus Rentiere und nicht das Pferd «Sleipnir»?
Im Vergleich zu den Sami die Rentiere domestiziert haben, haben die Germanen die Pferde zu ihrem heiligen Tier erklärt und es auch als Nutztier gehalten.
Dies ist wahrscheinlich auch der Geographischen Lage und dem Vorteil der Kraft und der schnellen Fortbewegung mit dem Pferd zu verdanken, warum das Pferd in der nordischen Mythologie einem «Schamanentier»(Krafttier) am ehesten entsprach.
Um die göttliche Kraft zu erkennen, hat möglicherweise «Sleipnir» daher in der Vorstellung seine acht Beine erhalten, um ein sicheres und schnelles Reisen von Odin/Wotan durch die Welten zu ermöglichen.
Der Pferdekult der Germanen war ähnlich wie bei den Sami mit den Rentieren, sehr stark mit dem Nutzen der Tiere verbunden. Ob auf Waffen, Schmuck oder in Holzschnitzereien verewigt, das Pferd war bei den Germanen ein sehr wichtiges und heiliges Tier.
Jedenfalls sind die Hufe der Rentiere durch eine Zwischenhaut verbunden, dadurch weit dehnbar und ermöglichen einen viel sicheren Gang im Gelände und im Schnee.
Das Ren ist die einzige Hirschart, bei der auch das Weibchen regelmäßig ein Geweih trägt. Die Männliche Tiere werfen ihr Geweih im Herbst ab, weibliche Rentiere sind im Vergleich zu anderen Hirscharten insofern einzigartig, weil sie Geweihe haben und diese auch abwerfen, jedoch erst im Frühling.
Dieses Attribut ist Teil der Mythologie und Spiritualität der schamanistischen Sámi, die eine Geschichte darüber erzählen, wie die Muttergöttin der Hirsche zur Wintersonnenwende durch den Himmel flog, um der sterbenden Mittwintersonne zu helfen, ihren Weg zurückzufinden und den Prozess des zurückkehrenden Lichtes neu zu beginnen.
Die wichtigste Sonnengöttin der indigenen Sámi ist Beaivi, eine Gottheit, die stark mit einem weißen weiblichen Rentier verbunden ist. In der Wintermitte wird ihr ein weißer Hirsch geopfert, um die Gesundheit des Landes und der Herden zu gewährleisten.
Sie wird auch mit der Heilung von Geisteskrankheiten in Verbindung gebracht, von denen angenommen wurde, dass sie auftreten, wenn die Sonne im Winter vom Himmel verschwindet. Bei den Samen können dies bis zu 40 Tage sein, daher ist dies im Hinblick auf unser eigenes Wissen über Tageslicht, psychische Gesundheit und Vitamin D interessant.
Beaivi teilt andere Eigenschaften mit gehörnten Göttinnen, die mit Mittwinter in Verbindung gebracht werden, da sie als Reh durch den Himmel flog, aber auch einen Schlitten zog, der manchmal aus Geweih und Knochen bestand. Auch die Göttin Saule der finnischen Ureinwohner soll auf diese Weise den Himmel durchqueren und Geschenke hinterlassen, indem sie Bernstein in die Häuser fallen ließ, während sie über sie hinwegging.
Wenn man dies alles so hört, hat man das Gefühl, als dass da verschiedene Kulturen und spirituelle göttliche Vorstellungen aufeinandertreffen und bis heute mehrmals vermischt und verändert wurden.
Das Gleiche sehen wir bei der Percht, zu Ehren der Göttin «Perchta»
Um die Zeit der Wintersonnwende, besonders in den Rauhnächten, spielte die Göttin Perchta, Berchta, Bercht (Alpenraum), Frau Holle (im Mitteldeutschen), Frau Fricke, Frau Wode/Gode (im Norddeutschen) eine große Rolle.
An manchen Orten wird sie auch Bärmutter oder Bäramuoda genannt, ein alter Name aus dem Mittelalter. Sie gebiert in der dunkelsten Jahreszeit, in der in der Natur alles friert und abstirbt, das Licht, die Verkörperung der Vegetationsgöttin.
Bis heute kennt man die "Perchtentreiben". Da ist Frau Percht dann mit ihrem Gefolge unterwegs und taucht ein in eine archaische und mystische Welt.
Zum Gefolge der Percht gehören schöne und hässliche Perchten, doppelgesichtige und rückwärts blickende.
Außerdem die "Habergoaß", halb Bock, halb Geiß, eine sich selbst zeugende heidnische Mythengestalt.
Während ihres stampfenden Tanzes vollbringt sie wahre Bocksprünge. Im Volksglauben hieß es: So hoch wie die Habergoaß springt, so hoch steht im Sommer das Getreide.
Man warf der Habergoaß Geldstücke in ihr großes Maul und stellte außerdem Speisen vors Haus, um so die Gunst der Göttin und ihrer Furcht einflößenden Begleiter zu erlangen.
Mit Trommelwirbel und Besen wird das Haus und der Hof gesegnet: «Glück hinein, Unglück heraus, es zieht die wilde Habergoat um’s Haus!»
Perchta als Göttin des Übergangs vom Alten zum Neuen, trägt ein doppelsichtiges Gesicht, die ihre beiden Seiten zeigt. Ob man da eine Verbindung zu Hel in der nordischen Mythologie findet?
Da Perchta auch Frau Holle, «die Helle» ist und auch mit Hel der Totengöttin verglichen werden könnte, erkennt man die Verschmelzungen der Mythen und der Götterwelten.
Auf jeden Fall zeigt auch Perchta beide Seiten; Bedrohlich und Respekt gebietend auf der einen Seite, und auf der anderen Seite lieblich, freundlich und das strahlend schöne Gesicht der Sonne gleich.
So symbolisierte sie die dunklen, totbringenden und ungezähmten Kräfte der Natur gleichermaßen wie die warme, lichte und Wachstum bringenden Kraft der Sonne, im immerwährenden Zyklus.
Perchta war auch eine Göttin der Spinnerinnen. Denn so, wie sich das Jahresrad unaufhörlich drehte, kreiste auch das Spinnrad ohne Unterlass. Die Spinnerinnen standen unter dem besonderen Schutz der Perchta, die Göttin war ihnen wohlgesonnen und achtete darauf, dass alles zu seiner Zeit geschah.
So verbot sie, an den Tagen zwischen den Jahren zu spinnen, zu waschen und zu putzen. Und wehe der Frau, die sich nicht daranhielt! Die wilde Percht erschien, verwirrte Garn und Faden und riss ihr die Wäsche von der Leine. Für die Zeitspanne von zwölf Tagen gebot sie den Stillstand.
Die Menschen sollten im Einklang mit der Natur innehalten und zur Ruhe kommen, bevor sich der neue Jahreskreislauf wieder zu drehen beginnt.
Um zu erkennen, dass die wilde Jagd, ein tobender, tanzender, schreiender Umzug war, hat man mit der Tradition der Percht und der abgeänderten Form von «Fastnacht» klar gemacht. Dass dies ursprünglich eine schamanische Interpretation der Spirituellen Reise zur Wintersonnenwende ist, scheint heute kaum mehr bewusst zu sein.
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts gab es verschiedene Julbock-Darstellungen zu Weihnachten (Julspiele).
Der Ziegenbock als weihnachtliches Symbol hat seine Wurzeln in der germanischen Religion. Er steht für die jährlich wiederkehrende Fruchtbarkeit der Erde (Getreidebock) und war ursprünglich eine Verkörperung des Donnergottes Thor, dessen Wagen ebenfalls mit Ziegenböcken gezogen wird. Wir sehen, dass bei der schamanischen Betrachtung, dass die Götter durch die Welten reisen, immer ein Krafttier oder mehrere und ein Wagen, Bestandteil dieser Vorstellung ist. Bei Freya sind es z.B. zwei Katzen, die den Wagen ziehen.
Doch zurück zum Bock, bei den ursprünglichsten dieser Darstellungen verkleideten sich junge Burschen als schreckenerregende Julböcke, deren Masken und Verkleidungen mit Attributen der Ziege, oftmals mit Stroh, aber auch mit allerhand Dämonen-Attributen versehen waren. So war die Verkleidung nicht in allen Gegenden als Bock erkennbar. Es sind Beschreibungen überliefert, die eher an irreale zahnbewehrte Raubvögel erinnerten. In dieser Aufmachung verkörperten die jungen Männer den als geisterhaftes Wesen gedachten Julbock der alten germanischen Mythologie. Sie ahmten das Meckern einer Ziege nach, vollführten Bocksprünge, erschreckten Kinder und vor allem Mädchen und belustigten die Weihnachtsgesellschaft mit allerlei Narrenstreichen. Mädchen, die den Julbock als erstes hörten, riet man, bald zu heiraten. Oftmals musste der Julbock mit einem Geschenk, etwas Obst, einem Löffel Grütze oder einem Julbier besänftigt werden. In Südschweden wurde der Bock symbolisch erschlagen, jedoch anschließend durch ein Lied wieder zum Leben erweckt. Diese Rituale lassen noch den vormals ernsten religiösen Hintergrund des vorchristlichen Julfestes als Sonnwendfeier erkennen, bei der die Wiederkehr der Fruchtbarkeit für die Feldfrüchte, das Vieh und den Menschen für das folgende Jahr beschworen wurde.
Bei den jüngeren, stärker christlich „gemilderten“ Darstellungen war es üblich, dass eine Gruppe von Bauernkindern zwischen den Höfen umherzog, um dort Schauspiele oder Lieder vorzutragen. Einer in dieser Gruppe war immer als Julbock verkleidet. Zum Dank für ihren Auftritt erhielten die Kinder bei einer Zusammenkunft Essen und Trinken.
Eine andere Sitte war es, den Julbock heimlich bei seinem Nachbarn auf dem Hof zu verstecken. Dieser hatte nun die Aufgabe, das Tier ungesehen zurückzubringen. Im 19. Jahrhundert wurde es in bürgerlichen Familien üblich, dass eine Person als Julbock Geschenke verteilte, genau wie es heute der Weihnachtsmann macht. Da der skandinavische Julbock heute seine Stellung fast ganz an den Weihnachtsmann verloren hat, ist er nur noch ein schmückendes Beiwerk im festlich geschmückten Haushalt.
Auch der Julbock aus Stroh hat in verschiedenen Gegenden Tradition. Man warf einen solchen Bock zum Beispiel in eine Gruppe tanzender Menschen und rief ihnen zu, sie sollen schnell den Julbock fassen, was wiederum Glück für die nächste Getreideernte bringen sollte, sofern der Bock gefangen wurde. Es kam auch vor, dass der Strohbock unter den Tisch gestellt wurde und dass man ihm symbolisch etwas vom Weihnachtsbuffet (julbord) abgab.
Nach den verschiedenen skandinavischen Sagen stellte man sich den Julbock als dämonisches Wesen mit Hörnern vor, das „im allgemeinen einem Bocke gleiche“, der nur wesentlich größer als eine Ziege sei. Im Sommer hält er sich in tiefen Wäldern oder unzugänglichen Bergen versteckt, um dann im Verlauf der Adventszeit den Höfen jeden Tag ein Stückchen näher zu kommen, bis er am Heiligabend in die Häuser der Menschen eindringt. Seiner Ankunft gehen meistens seltsame Lichterscheinungen voraus und im Haus nahm er häufig zuerst hinter dem Ofen Platz (wie ein Hausgeist). Auch wenn der Julbock ursprünglich als furchterregender Dämon gedacht wurde – der z. B. Nachahmungen durch Menschen übel nahm und kleine Kinder holte, wenn man ihn nicht mit einem Opfer besänftigte – war er dennoch ein positives Symbol der Fruchtbarkeit.
"Seit Urzeiten ist dies die Zeit, die still steht, - die Mitte des Winters.
Und ich bin gekommen, um Dich daran zu erinnern, dass Du ein Kind der Natur bist.
Dass auch Du in diesem Wechsel der Jahreszeiten lebst und von ihm lernst. Mache es der Natur gleich.
Nutze die Dunkelheit und ihre Geborgenheit. Gib allem, was Du fühlst und ahnst, eine Bedeutung. Spüre die Kräfte in Dir und um Dich herum. Was du ausstrahlst, kommt zu dir zurück! Komm zur Ruhe!
Sei Teil des Ganzen, der Gemeinschaft und der Ur-Kraft!»
«Ich wünsche euch allen hier eine magische Julnacht und eine besinnliche Raunachtzeit!
Möge jeder seinem Ursprung in seinem Leben erkennen und die Verbindung zu der Natur und den Ahnen pflegen!
«Heil den Menschen auf Midgard!»
Bild: Edan Feuerwächter

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